Peter Schubert (im Bild links) vom Geflügelhof Schubert haben wir durch unseren Eierlieferanten Markus Schleich (im Bild rechts) vom Bicklhof kennengelernt. Seit der Gründung des Projekts Eier mit doppeltem Lebenswert arbeiten die beiden Geflügel-Spezialisten Hand in Hand. Während sich Markus mit den Hühnerdamen und den Eiern beschäftigt, kümmert sich Peter auf seinem Geflügelhof in Unterrüsselbach bei Nürnberg um die Aufzucht der Gockel.
Das Gockel-Projekt von Peter Schubert
Seit 2010 ziehen Peter Schubert und sein Team so viele Gockel wie möglich auf. „Während der ersten Wochen leben sie gemeinsam mit ihren Schwestern - den zukünftigen Bio- Legehennen. Nach etwa acht Wochen ziehen sie dann in eine Herren-WG mit Wintergarten und Grünauslauf. Erst im Alter von ca. 20 Wochen haben die Gockel ein akzeptables Schlachtgewicht erreicht. Bis dahin sind die robusten Burschen natürlich und gesund, mit viel Bewegung und Auslauf herangewachsen“, erklärt Peter Schubert.
Das Projekt „Eier mit doppeltem Lebenswert“
Damit ihre kostspielige Aufzucht überhaupt finanziell zu stemmen ist, brauchen die Gockel Unterstützung. Diese kommt von den Hennen – bzw. von dem Verkauf ihrer Eier, die wiederum bei Markus Schleich auf dem Bicklhof in Peiting gelegt wurden. Diese „Eier mit doppeltem Lebenswert“ kosten ein paar Cent mehr, das ist die Gockel-Subvention. Denn schon mit diesem geringen Mehrbetrag ermöglichen Sie den Gockeln aus Unterrüsselbach ein Recht auf Leben. Gockel-Produkte vom Geflügelhof Schubert
Gockel-Produkte bei VollCorner
Neben den Eiern gibt es in unseren VollCorner Filialen auch köstliche Gockel-Produkte zu kaufen. Hier köstliche Zubereitungstipps von Peter Schubert: „Das langsam gewachsene, muskulöse und fettarme Fleisch braucht eine ebenso behutsame Zubereitung. Etwas weniger Temperatur - dafür ein wenig mehr Zeit!
Ein ganzer Gockel eignet sich z.B. hervorragend als Sonntagsbraten, besonders lecker aus dem Römertopf. Die Keulen für einen raffinierten Coq au vin, entbeint und mariniert auch für den Grill. Für die “schnellere” Küche empfehle ich das Brustfilet! Kurzgebraten, geschnetzelt, paniert oder überbacken - schmeckt immer.“ Und selbstverständlich gibt es die Gockel auch schon tafelfertig bei uns im VollCorner zu kaufen, z.B. als Fond, Suppe, Frikassee und Sülze im Glas.
Wie kam es dazu: Hintergründe zum Projekt
Damals: Bäuerliche Hühnerhaltung
Kaum ein landwirtschaftlicher Bereich hat sich in den letzten Jahrzehnten so sehr verändert wie die Geflügelhaltung. Früher brütete die Henne ihre Eier selbst aus. Nach 21 Tagen schlüpfte der Nachwuchs – in der Regel halb Hennenküken und halb Hahnenküken. Eltern und Kinder lebten zusammen bis die Hennenküken selbst Eier legten und die Hähne zu aufmüpfig und grob wurden, um weiter im Hühner-Familienverband zu bleiben. Um den Geflügelfrieden zu wahren, wurden die Gockel separiert und aufgrund ihrer „Unproduktivität“ schließlich bei entsprechendem Alter und Gewicht geschlachtet.
Heute: Leistungslege- und Masthühner
Produktivität ist ein wichtiger Begriff in der Geflügelhaltung. Über die Jahre wurden zwei Richtungen von Hochleistungs-Hühnerrassen gezüchtet. Dabei entstanden produktive Legehennen zur Eierproduktion und schnell wachsende Masthühner, die beiden Geschlechts zur Fleischproduktion verwendet werden können.
Überflüssige Gockel?
Damit war das Schicksal der Legelinien-Gockel besiegelt. Durch die wesentlich längere Aufzuchtzeit, der hohe Futterverbrauch und die viel aufwändigere Betreuung waren sie wirtschaftlich nicht mit den Masthühnern konkurrenzfähig. Wer wollte schon für einen muskulösen, mageren Gockel mehr zahlen als für einen saftiges, fettes Masthühnchen?
Fleisch: Vom Luxusgut zum billigen Alltagsprodukt
Hinzukommt die gelernte Billig-Mentalität vieler Verbraucher. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft konnte das Fleisch auf Kosten der Tiere günstiger produziert werden. „In der konventionellen Intensivmast der großen Betriebe erreichen die Masthähnchen bereits nach 32 Tagen ihr Schlachtgewicht“, berichtet Peter Schubert. Das günstige Fleisch kam folglich nicht mehr nur sonntags auf den Tisch, sondern ständig. Aus einem raren Luxusgut wurde ein erschwingliches Alltagsprodukt. Dass es bei dieser Entwicklung zu erheblichen Einbußen bei der Fleischqualität kam, nahmen die Verbraucher dabei in Kauf.
Gockel - kein Recht auf Leben?
Bis heute ist es nur sehr schwer herauszufinden, ob ein Hühner-Embryo im Ei männlich oder weiblich ist. Daher werden alle Eier bebrütet und nach dem Schlupf sortiert. Fachjargon heißt das „sexen“. Die weiblichen Legehühner dürfen auswachsen und ihr Leben lang Eier legen. Das Leben der unwirtschaftlichen Gockel wird kurz nach dem Schlüpfen durch Schreddern oder Vergasen sofort wieder beendet. Markus Schleich und Peter Schubert sind sich einig: „Dieses sinnlose Töten der Gockel-Küken ist ethisch nicht vertretbar.“ Ein Lebewesen aus wirtschaftlichen Gründen sofort nach der Geburt zu töten, ging den beiden gehörig gegen den Strich. So kam es zur Zusammenarbeit: Das Bruderhahn-Projekt Eier mit doppeltem Lebenswert startete.