Von Karotten-Waschanlagen, kurzen Wegen und der Bedeutung von Saisonkräften
Ein regelmäßiger Austausch mit unseren Partnerbetrieben bildet das Fundament für unsere Zusammenarbeit. Mit dem Team von der Demeter-Gärtnerei Obergrashof arbeiten wir seit Jahrzehnten eng zusammen. Dabei verbindet uns weit mehr als eine Handelspartnerschaft. Neben unserer Vorliebe für das gute Demeter-Gemüse vom Obergrashof, teilen wir auch die gleichen Werte. Mit Beginn der Hochsaison haben wir uns mit Julian Jacobs über die Arbeit auf den Gemüsefeldern, die Vorteile von Regionalität und die Wertschätzung von Saisonkräften unterhalten.
Für alle, die euch noch nicht kennen - erzähl mal, was macht ihr auf eurem Hof alles?
Julian Jacobs (Lacht): Wir machen ganz schön viel! Hauptsächlich bauen wir natürlich Gemüse an. Als Demeter-Betrieb ist es uns besonders wichtig, Landwirtschaft in ihrer Gesamtheit umzusetzen. Dazu gehört auch das Zusammenleben mit Tieren, wie unserer Rinderherde. Was uns auch sehr wichtig ist, sind Züchtung und Anbau von samenfesten Sorten, zum Beispiel Karotten oder Kohlrabi. Ich könnte natürlich noch mehr aufzählen, zum Beispiel unsere Workshops und unseren Kindergarten…
Bleiben wir mal beim Gemüseanbau. Was baut ihr alles an?
Julian Jacobs: Wir sind total vielfältig aufgestellt. Unser Schwerpunkt ist Freilandgemüse: Karotten, Salate, Kohlrabi, Brokkoli, Spinat, Pastinaken, Radieserl, Rettich und und und!
Wie geht’s euch denn gerade?
Julian Jacobs: Wir haben alle Hände voll zu tun! Jetzt ist absolute Hochsaison für Freilandgemüse und wir sind fast 70 Leute auf dem Hof.
Und wie zufrieden seid ihr mit unserem bayerischen Wettergott gerade?
Julian Jacobs: Dieses Jahr sind wir zufrieden, vor allem weil wir bis jetzt mit keinen starken Hitzeperioden zu kämpfen hatten. Teilweise hat uns der Regen zu schaffen gemacht, weil wir tagelang nicht auf den Acker konnten. Dann müssen wir die Arbeit in gedrängter Zeit nachholen, was auch mal 10-12 Stunden/Tag bedeutet. Die Wetterlage bestimmt unser Arbeiten einfach sehr stark!
Gerade haben wir viele Salate von euch. Auf was dürfen wir uns als nächstes freuen?
Julian Jacobs: Fenchel, Stangensellerie und viele Karotten!
Kannst du kurz erklären welche Schritte die Karotten durchlaufen bis sie in unsere Biomärkte kommen?
Julian Jacobs:
1. Wir werfen Dämme auf und sähen die Möhren darauf aus.
2. Ab dann hält uns die Unkrautregulierung auf Trab. Wir haben zwar Hilfsgeräte, sehr viel müssen wir aber von Hand jäten. Da kommen in einem Team aus 6 Leuten gerne mal 300-400 Stunden pro Hektar zusammen – nur für die Karotten!
Ich finde es aber auch schön, wenn Menschen direkt an der Erde arbeiten, das verleiht dem Gemüse besonderen Wert!
3. Wenn es zu trocken ist, gießen wir regelmäßig.
4. Nach der Ernte geht‘s in die Karotten-Waschmaschine bevor sie sortiert und in Kisten gepackt werden.
Wie lange dauert es bis das Gemüse in unsere Märkte kommt?
Julian Jacobs: Die Karotten kommen von uns zum TAGWERK Großhandel in Garching, der sie euch dann spätestens am nächsten Tag liefert. Das Gemüse kommt also wirklich auf kürzestem Weg vom Feld auf den Teller!
Warum seid ihr eigentlich bei TAGWERK?
Julian Jacobs: Tatsächlich waren wir 1984 einer der ersten TAGWERK-Lieferanten. Uns verbindet eine lange Vergangenheit. Wir finden die Verbindung zwischen uns, TAGWERK und auch euch vom VollCorner für alle Beteiligten ideal. Denn durch die enge Partnerschaft können wir auf außergewöhnliche Situationen gut reagieren, z.B. wenn der Salat das Schießen beginnt und wir dringend ernten müssen. Über eine Salat-Aktion in den VollCorner Biomärkten konnten wir große Verluste vermeiden. Aber natürlich sind uns auch gemeinsame Werte wichtig! Von Anfang an war uns die Wertschätzung von Produkten und ein gemeinsames Denken von Lieferanten, Handel und Konsumenten sehr wichtig. Das sehen wir bei TAGWERK und bei euch vom VollCorner gut verwirklicht!
Wie sieht’s denn eigentlich in der kälteren Jahreszeit aus?
Julian Jacobs: Von den Arbeitskräften ist dann noch ca. ein Drittel da. Von unserer Freilandernte lagern wir viel ein, ansonsten bauen wir zum Beispiel Kresse, Chicoree und Schnittlauch an. Eine Stärke vom TAGWERK-Netzwerk ist auch, dass wir uns untereinander gut ergänzen. Im Winter ist zum Beispiel der Peter Zenker vom Fritzhof aus Hallbergmoos dran!
Seit der Corona-Zeit haben viele Menschen regionale Lebensmittel wieder mehr zu schätzen gelernt. Spürt ihr davon auch etwas?
Julian Jacobs: Wir haben gemerkt, dass der Absatz stark zugenommen hat. Das hat uns gefreut!
Was wir übrigens auch sehr positiv wahrgenommen haben, ist die neue Wertschätzung für unsere Saisonarbeitskräfte. Plötzlich erkennen viele, wie wichtig die Menschen sind, die Jahr für Jahr zu uns reisen, um getrennt von ihren Familien viele Stunden sehr fleißig zu arbeiten. Einige von ihnen begleiten uns schon Jahrzehnte und haben viel zu unserem Hof beigetragen. Ihnen wollen wir an dieser Stelle auch nochmal danken!
Danke für das Interview! Wir freuen uns auf einen weiteren Sommer mit viel knackfrischem Demeter-Gemüse von euch.