Bundestagswahl = Ernährungswahl?
Am 26. September wird gewählt. Ein Tag, der für unser Klima und die Zukunft unserer Ernährung von großer Bedeutung ist.
Denn was tagtäglich auf unserem Teller landet wird nicht nur stark durch die klimatischen Entwicklungen beeinflusst, sondern macht auch selbst viel aus. Genauer gesagt etwa 15 % der Pro-Kopf-Treibhausgasemissionen in Deutschland (BMU). Außerdem beeinflusst unser Essen Biodiversität, Menschenrechte, Tierwohl und Gesundheit. Deshalb ist nun höchste Zeit für eine neue Ernährungspolitik!
Slow Food hat die Wahl zur Ernährungswahl ausgerufen und die Kampagne »Zukunft würzen« ins Leben gerufen. Mit sieben Forderungen an die Politik – sieben Zutaten die nötig sind, damit die Ernährungspolitik wieder »schmeckt«. Wir wollten von Slow Food mehr darüber wissen und haben auch ein paar unserer Bio-Erzeuger befragt, worauf es ihrer Meinung nach ankommt. Schließlich versorgen sie uns täglich unter vollem Einsatz mit ökologischen und fairen Lebensmitteln!
Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V.
»Wir können die aktuellen Herausforderungen durch unsere natürliche Um- und Mitwelt nur bewältigen, wenn wir unser Ernährungssystem umgestalten. Denn die Art und Weise, wie wir uns ernähren, entscheidet maßgeblich über die Gesundheit unseres Planeten und damit über unsere Lebensgrundlage.
Aus Sicht von Slow Food ist ein ernährungspolitischer Neuanfang eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Bundesregierung. Wir müssen die Land- und Ernährungswirtschaft konsequent auf Klimaschutz umstellen, Tiergesundheit verbindlich fördern, Vielfalt sichern, Lebensmittelverluste minimieren und sozialen Ausgleich schaffen. Mit einer integrierten Ernährungspolitik, einem entsprechend vernetzten institutionellen Umfeld und angemessener finanzieller Ausstattung kann uns das gelingen. Hinzu kommt der Beitrag eines jeden einzelnen von uns – als MitgestalterInnen einer sozial, ökologisch und ökonomisch tragfähigen Wertschöpfung.«
Bio-Landwirt, Biolandhof Fuchs, Schrobenhausen
»Seit nunmehr 22 Jahren baue ich auf unseren Flächen Gemüse und Kartoffeln biologisch an. Die Veränderungen bezüglich Wetter und Klima sind immer stärker wahrzunehmen. Die Winter werden milder, die Hitzetage mehr. Die Wetterlagen – ob heiß und trocken oder wie in diesem Jahr kühl und nass – verfestigen sich über Wochen. Das sind Wetterextreme, die den Anbau von Gemüsekulturen, Getreide und Kartoffeln für uns immer schwieriger und riskanter machen und somit auch die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln.
Um diesem Trend entgegen zu wirken, werden, meiner Meinung nach, halbherzige Maßnahmen zur Reduktion von Co2 nicht reichen. Ob Konsumprodukte oder Mobilität – die Preise müssen Umwelt- und Klimaschäden beinhalten. Nur so kann ein Umbau unserer Wirtschaft hin zur mehr Nachhaltigkeit auch ohne drastische Einschränkungen und Verbote gelingen.»
Bio-Bäcker und Geschäftsführer Fritz Mühlenbäckerei, Aying
»Ich habe in den letzten 10 Jahren als Bioland Bäcker oft große Unsicherheiten durch wachsende Umwelteinflüsse bei den Getreideernten erlebt. Leider mehr als manche Erzeugergemeinschaften und Bio-Bauern aushalten konnten. Beim Ringen um Lebensmittel-Rohstoffe wurde ein Spekulations-Kampf wie an der Börse entfacht. Hier sind wir als Bio Bäcker und Handwerker aus Überzeugung ausgestiegen.
Meiner Ansicht nach gibt es Abhilfe u.a. mit einer regionalen, jahrelangen und fairen Lieferbeziehung zwischen Bauern, Müllern und Bäckern, bzw. Bauern, Herstellern und Handel. Denn diese einfachen Grundsätze sind ehrlich und sozialverträglich für das Miteinander Aller und nachhaltiger!
Bei einer Wahl entscheide ich mich ähnlich und richte den Blick klar in die Richtung: Es geht nur Miteinander.«
Gründer und Geschäftsführer Rapunzel Naturkost GmbH, Legau
»Mit Ihrer Entscheidung, in einem Bio-Laden oder -Supermarkt Bio-Lebensmittel für sich und Ihre Familie zu kaufen, gehören Sie ja schon zu den Menschen, die sich bewusst sind, dass jeder Einkauf vielfältige Auswirkungen hat. Mit Ihrer bewussten Kaufentscheidung tun Sie nicht nur etwas für Ihr persönliches Wohlergehen, sondern auch für unsere Umwelt.
Bio-Landwirtschaft ist nun einmal die nachhaltigste Form der Landwirtschaft, welche die Menschheit ausreichend und gesund mit Nahrung versorgen kann, auch bei weiter wachsender Weltbevölkerung. Damit ist klar: Die Bundestagswahl ist auch eine Ernährungswahl. Deshalb sollte es Ihnen nach Studium der Parteiprogramme nicht schwerfallen, eine Wahl zu treffen. Damit Sie sich entsprechend Ihrer persönlichen Handlungsweisen und Erwartungen am besten vertreten sehen.«
Damit Sie in puncto Klimaschutz gut informiert Ihre Kreuzchen setzen können, helfen Ihnen z.B. der Klima Wahlcheck oder der Wahlomat dabei, den Parteien auf den Zahn zu fühlen.
Noch haben wir die Wahl – am 26. September und an jedem Tag im Jahr!
Übrigens: Sie wissen noch nicht genau, wie Sie ihren eigenen klimafreundlicheren Alltag eigentlich anfangen sollen? Schon Kleinigkeiten zählen! In unserem aktuellen VollCorner Magazin, das in allen Filialen für Sie bereit liegt, haben wir Ihnen Tipps und Rezepte zusammengetragen.