Demeter Gemüse aus dem Dachauer Moos
Inmitten des Dachauer Mooses, gesäumt von Hecken, Bachläufen und Gräben, liegt die Gärtnerei Obergrashof. Seit 1991 bewirtschaften Julian Jacobs und Peter Stinshoff hier das Land nach der Philosophie des Demeter Anbauverbands.
VollCorner und die Gärtnerei Obergrashof verbindet von Anfang an eine enge Partnerschaft. Denn was wäre naheliegender als Hand in Hand an der Verwirklichung eines gemeinsamen Ziels zu arbeiten: Menschen mit gesundem und hochwertigem Bio-Gemüse aus der Region zu versorgen. Sofern es die Liefersituation zulässt, kommen Salat, Karotten, Sellerie, Fenchel, Kresse, Kohlrabi, Rettich, Radieserl, Blumenkohl, usw. vom Obergrashof.
Der Obergrashof: Mehr als nur eine Gärtnerei
Wir haben täglich mit den feinen Dingen zu tun, die uns der Obergrashof beschert: im Laden, aber auch auf unseren Tellern. Wir sind es gewohnt, Gemüse wie z.B. die leckeren samenfesten Möhren Milan zu genießen. Auch wenn uns bewusst ist, woher das Gemüse kommt und wie es angebaut wird, ist es doch etwas anderes das mit eigenen Augen zu sehen. So machten sich zwei Dutzend VollCorner Kollegen Anfang Juni auf den Weg zur demeter Gärtnerei Obergrashof. Schon bei der Ankunft wird einem klar, dass man dem Obergrashof nicht gerecht wird, ihn „nur“ als Gärtnerei zu beschreiben. Hier steckt mehr dahinter.
Von der Kreativität der Gärtnerei
Wie bei allem, gibt es auch beim Gärtnern Tricks und Kniffe, um sich das Leben leichter zu machen. Oftmals heiligt dabei der Zweck die Mittel. Nicht so auf dem Obergrashof. Die Böden auszulaugen, zu überdüngen oder mit Gift zu besprühen kommt hier niemand in den Sinn. Hier geht es um Kreativität, im Sinne von tatsächlicher Kreation – um Schöpfung. Es geht darum, für Lebendigkeit zu sorgen. Peter Stinshoff drückt es so aus: „Ich mache diesen Job ja nicht, weil ich mir mal überlegt habe Kohlrabi-Millionär zu werden. Als Gärtner ist es meine Aufgabe, die Fruchtbarkeit der Erde zu erhalten“. Dann fügt er noch ein: „Oder auch den Boden dabei zu unterstützen zu gesunden“.
Das Dachauer Moos: Von der Torfstecherei zur Gärtnerei
Die Erde auf dem Obergrashof ist tiefschwarz. Stinshoff lässt sie langsam durch seine Finger rieseln. „Früher war das alles hier ein Moor.“ 30 Jahre lang, von 1870 bis 1900, ließ die Münchner Löwenbrauerei hier Torf stechen, um damit ihre Sudkessel zu beheizen. Entwässerungskanäle wurden angelegt, was zur Folge hatte, dass der Grundwasserspiegel erheblich sank. Nach dem Torfstechen kam die intensive Land- und Forstwirtschaft. Bäche wurden vertieft und begradigt, Hecken und Büsche beseitigt. Im ehemaligen Moor wuchsen plötzlich Mais, Getreide und Kartoffeln – starkzehrende Pflanzen, die den Boden noch mehr auslaugten.
Von der ehemals dicken Humusschicht ist 1991, als Julian Jacobs den Hof übernimmt, nur noch wenig übrig. Erst mit dem Beginn der Demeter Gärtnerei wird die Erde um den Obergrashof mit großer Sorgsamkeit gepflegt. Natürlich nutzt auch die Gärtnerei Obergrashof das Land. Doch es ist ein Geben und Nehmen. Es ist ein Miteinander, keine einseitige Ausbeutung.
Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere
Das Land, das zum Obergrashof gehört, steht im Zentrum allen Handelns. Die 115 Hektar sind nicht nur Anbauflächen, sie sind Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere. Denn der Obergrashof funktioniert wie ein Kreislauf, in dem alle Teile unterstützend und ergänzend ineinandergreifen.
Im Kreislauf wirtschaften
Da gibt es z.B. die kleine Herde Murnau-Werdenfelser Rinder, deren Mist für Nährstoffe auf den Feldern sorgt. Da sind die unzähligen Grünstreifen und die Hecken, Sträucher und Bäume um jedes Feld, die den Nützlingen Lebensraum bieten. Schwebfliegen und Marienkäfer sind willkommene Helfer auf dem Obergrashof. Die Kräuter, die wir vereinzelt zwischen dem Kohlrabi entdecken, gelten allgemein als Unkraut. Stinshoff sieht das anders: „Die andere Seite ist, dass die Kräuter natürlich auch die Nützlinge aufs Feld locken.“ Jedes Element hat seine Berechtigung in diesem Gefüge.
Viel Arbeit, viele Hände
Selbstverständlich sind da auch die vielen Hände, die den Betrieb am Laufen halten. Vier Familien leben und arbeiten hier. Im Sommer, in der Hochsaison, sind es dann bis zu 50 Menschen, die auf den Feldern, in der Packhalle, im Hofladen, im Stall, im Kindergarten und bei der Ernte mitwirken.
Gerade wenn die Erntezeit beginnt, geht es richtig rund. Dann wird jede Hand gebraucht. Weil man auf den Feldern auf Folien verzichtet, muss immer wieder Unkraut gejätet werden. Der Boden will gelockert werden. Durch das Aufhacken, werden Luftröhren (Kapillare) im Boden geschlossen. So kann das Wasser nicht so schnell verdunsten und der Boden bleibt feucht. Auch die Ernte, das Säubern und das Packen sind zum Großteil Handarbeit.
Saatgutkultur erhalten
Als in den 80er Jahren zunehmend samenfeste Gemüsesorten verschwanden, begann eine Handvoll engagierter Menschen sich um Erhalt, Verbesserung und Neuzüchtung samenfester Sorten zu kümmern. Aus dieser Initiative entstand 1994 der gemeinnützige Verein Kultursaat e.V. Auf 20 biologisch-dynamisch bewirtschafteten Höfen, darunter auch auf dem Obergrashof, werden die Ziele von Kultursaat in die Praxis umgesetzt.
Bei Kultursaat e.V. stehen qualitative Aspekte im Vordergrund: harmonisches Wachstum, gute Durchwurzelungs- und Nährstoffaneignungsvermögen, eine robuste und natürliche Widerstandskraft und eine hohe Anpassungsfähigkeit. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Geschmack. Mittels der von biologisch-dynamischen Züchtern entwickelten Methode der Geschmacksselektion entstand u.a. die Kohlrabisorte Rasko, die auf dem Obergrashof bei Dachau gezogen wurde. Was wir tun, aber auch was Sie als Kunde tun können, um die Saatgutkultur zu erhalten und zu fördern, erfahren Sie hier.